Geschichte des Hopfenanbaugebietes Jura

in Altmannstein / Tettenwang im Naturpark Altmühltal



Jurahopfen wird auf den Höhenrücken des fränkischen Jura angebaut, ihm verdankt er auch seine Benennung. Die günstigen Voraussetzungen dieser Region hinsichtlich Boden und Klima ermöglichen den Anbau von feinen Aromahopfen. Damit steht dieser Hopfen in nichts dem Hallertauer nach, das Beweisen die vielen Auszeichnungen bei Hopfenausstellungen. Für Jurahopfen wurde stets der gleiche Preis wie für den aus der Hallertau bezahlt. Diese Marktgleichheit führte letztendlich zum Aufgehen des Hopfenanbaugebietes Jura in die Hallertau.

Seine erste namentliche Erwähnung als eigenständiges Anbaugebiet scheint auf das "Gesetz über die Herkunftsbezeichnung des Hopfens" vom 9. Dezember 1929 zurückzuführen zu sein. Im Anbaugebiet Jura wurden die Siegelbezirke Altmannstein und Kinding zusammengefaßt.

ca. 1850
Die Gründung des Hopfensiegelbezirks Altmannstein mit Umgebung. Der Hopfenbau ist noch gering. Nach Feststellung der Königlichen Steuer-Kataster-Commission beträgt die Fläche der Hopfengärten im Bezirksamtsbereich Riedenburg 5 Tagwerk, 18 Dezimale.

1860 - 1880
Durch gute und sehr gute Ernten und eine hohe Qualität begünstigt, findet der Hopfenbau eine immer größer werdende Ausbreitung in Markt und Umgebung. Trotz seiner Vorzüge wird der Altmannsteiner Hopfen nur als Marktware und daher sehr billig gehandelt.

1890
Im Regensburger Volksboten erscheint ein Artikel, der der Marktgemeinde mit Bürgermeister Marklstorfer empfiehlt, sich um ein Siegelrecht zu bemühen. Die ersten Versuche scheitern aber bald.

1894
Ein neuerlicher Artikel im gleichen Blatt veranlassen den neu berufenen Bürgermeister Rödl und den Marktschreiber Schuster in dieser Sache aktiv zu werden, um der gemeindlichen Gebührenkasse eine erkleckliche Einnahme zu erschließen. Der Umgebung sollte bei reger Benützung des Siegels ein nicht kleiner Vorteil erwachsen. Auch der Preis des guten und sorgfältig gepflückten Hopfens würde steigen.

1895
Die umliegenden Gemeinden schließen sich auf Einladung der Marktgemeinde zu einer Interessengemeinschaft zusammen.
Auf Ersuchen des Marktes stellen die Hopfengroßhändler Gebr. Öttinger, Priester und Söhne, und H. Hermann jun., sämtlich in Nürnberg, Gutachten aus. Der Hopfenhändler Nefzger in Siegenburg, die Brauereibesitzer Freiherr v. Bassus von Sandersdorf und Baron Julius v. Wiedenbach aus Hexenagger werben mit ihren Zeugnissen für das Hopfensiegel. Die Altmannsteiner Brauereibesitzer Streitberger, Neumayer, Petz und Weber geben ebenfalls Gutachten ab, in denen sie die Hopfenqualität hervorheben.

1896
Dr. Süßmayr, prakt. Arzt in Altmannstein, wird beauftragt, ein Siegelschein-Certifikat zu entwerfen. Gesuch der Interessengemeinschaft an das Königl. Staatsministerium des Innern, Abt. für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel um Erteilung des Siegelrechts.


20. September 1896
Im Namen seiner Majestät des Königs wird das Recht zur Führung eines eigenen Siegels mit der Inschrift "Hopfensiegel der Marktgemeinde Altmannstein mit Umgebung, k. Bezirksamt Beilngries" allergnädigst genehmigt (Akt. Nr. 18096).


1900
Bezirksamtmann Ruck von Beilngries erläßt eine Aufforderung an sämtliche Gemeindevorstände des Hopfenbezirks, im Interesse der Hebung des Hopfenpreises den Hopfensiegel doch fleißiger frequentieren zu wollen.

1905
Mit Allerhöchster Entschließung sind die Gemeinden Oberdolling, Unterdolling, Oberhartheim und Theißing, Kgl. Bezirksamt Ingolstadt, dem Siegelrayon Altmannstein zugeteilt (Akt Nr. 5066).

1914
Gründung des VI. Bayerischen Hopfenbauzweigvereins Kinding und Umgebung

1929
Gesetz über die Herkunftsbezeichnung des Hopfens (in Bayern seit 10.6.1930 in Kraft). Einteilung der Anbaugebiete und Siegelorte, Anbaugebiet Jura mit den Siegelbezirken Altmannstein und Kinding
Erstmalige Hopfenspritzung gegen Peronospora

1931
erste Gerüstanlage (früher Stangenhopfen)

1932 - 1960
Handpflücke im Hopfengarten (früher zu Hause in der "Stuben")

1938
Gründungstag des "Hopfenpflanzerverbandes Jura e.V."

Hopfensiegel aus der Hallertau 1954
Gründung der Hopfenverwertungsgenossenschaft Jura (HVG Jura)

1955
Bau der Hopfenhalle in Altmannstein. Eigentümer sind alle Hopfenbauern aus dem Siegelbezirk Altmannstein

1960
erste Hopfenpflückmaschine in Betrieb im Jura

1970
Erzeugerring für Qualitätshopfen Jura e.V. (Ausgabe von welke- und virusfreies Pflanzgut)

1972
Wahl der 1. Jura-Hopfenkönigin (Christa Schlagenhaufer)

1986
Siegelbezirk Kinding gliedert sich dem Anbaugebiet Spalt an

1. August 1992
Hopfenpflanzerverband Jura wird aufgelöst, Neugründung des Hopfenförderkreises Jura. Das früher kleinste bayerische Hopfenanbaugebiet, der Jura, ist nun der vierzehnte Siegelbezirk der Hallertau. Zum Großteil gehört der Siegelbezirk Jura dem Landkreis Eichstätt an. In Teilen ragt das Anbaugebiet in die Landkreise Kelheim und Pfaffenhofen. Die natürlichen Grenzen sind im Norden das Altmühltal und im Süden die Donau.

2000
Eröffnung des Hopfen-Erlebnis-Hofes (dem einzigen seiner Art in Bayern) in Altmannstein / Tettenwang.