Kirche "St. Bartholomä"

in Essing / Randeck im Naturpark Altmühltal



Bartlmä ist der blitzende Tautropfen auf dem Essinger Kleeblatt - klein, unbedeutend, geheimnisvoll und vielgeliebt. In den weiten Feldern der waldumschlungenen, häuserlosen Jurahochfläche hinter Randeck steht das Kirchlein St. Bartholomä, einsam. Gehört eigentlich niemand, hat wenig praktischen Zweck.
Bartlmä ist das Gotteshaus der heute noch verborgen in den Wäldern eingeschnittenen Einödhöfe Hiersdorf, Riedhof, Westerholzen, wie auch des Weilers Eisendorf und des kleinen Dorfes Randeck. Bis zum Brand 1446 hatte die Burg Randeck ihre St. Georgs-Kapelle, die wohl auch das Bauernvolk besuchen konnte. Man könnte annehmen, daß St. Bartholomä nach dem Verlust der Georgskapelle entstand. Dem steht aber entgegen, daß das Bartlmäkircherl baulich verdächtig ist, schon früher, in romanischer Zeit entstanden zu sein.
Dechant Peter Paul Hueber schreibt 1753 von der Bartlmä-Capelle an das Ordinariat: "Ist sehr alt und von einer Mauer umschlossen." Der Eingang befand sich ursprünglich auf der Nordseite, dort wo noch zwei Konsolen aus der Mauer ragen. 1862 wurde, nach den Gemeindeakten, die Kirchentür in die Giebelseite verlegt und das Vordach errichtet. 1974 erhielt die Eingangstür durch seine Pfegeleute ein eisernes Außengitter.
Zur Bartlmäkirche gehört der unmittelbar davorliegende, 18 Dezimal große Bartlmä-See, früher auch "die Quelle" genannt (wie der nächste Hof in Hiersdorf auch "Quellenhof" heißt). Auf dieser Jurahochfläche ist dieser "See" ein rares Phänomen.
Er verlandet nicht, er trocknet nie aus. In dem Dürrejahr 1911 sank der Wasserspiegel nur ab, und auf dem Grund wurde ein Holzgerüst sichtbar. Die Sage weiß, daß man einst bei großem Wassermangel Wasser aus dem See in Holzrinnen nach Randeck leitete; der Ritter mit dem Schwert stand daneben, um das Wasser zu verteilen.


Kirche Bartlmä bei Essing im Altmühltal


In den Feldern um das Kircherl hat man, verläßlich nachgewiesen, immer wieder Steine von Mauern ausgeackert. Die Erklärung dafür hat sich ganz in die Sage geflüchtet: Hier stand ein Benediktinerinnen-Kloster (das geschichtlich nicht nachzuweisen ist). Die weißen Frauen sind vom rechten Glauben abgefallen und fortgezogen. Ihre goldene Glocke liegt auf dem Grund des Sees, und die Frauen geistern noch immer um See und Kapelle.
1649 wird das Kircherl als "paufellig" bezeichnet, "item das vorhandene Glöckl zerbrochen" - zerbrochen vom Dreißigjährigen Krieg. Aber 1651 hat der Glockengießer Gg. Schelshorn von Regensburg für Bartlmä schon wieder ein neues Glöckl gegossen, das heute noch in dem Türmlein hängt, neben einer Glocke von 1742 von J.G. Neuber von Ingolstadt.
1660 steht: "Kein Einkommen, nichts vorhanden. Nichts an Geld und Stiftungen". Später weisen die selbständigen Kirchenrechnungen von St. Bartholomäus doch ein Kapital von 300 Gulden aus - das ausgerechnet in die Hand des üblen und schließlich verganteten Borgias Prantl fiel, so daß "der Opferstock" immer noch mehr ergab als das Kirchenvermögen. Einen so außerordentlichen Fall wie 1722 hat es ja später für das Kircherl niemals mehr gegeben: "Der geweste Viertelbauer X.X. hat an der Ehebruchstrafe, so zu diesem Gotteshaus verwendet wurde, erlegt: 63 Gulden 50 Kreuzer."
1830 machte der Landrichter den Vorschlag, die funktions- und einkommenlose Kapelle abzureißen - man hat ja in dieser Zeit manche Kapelle abgerissen. Aber da schüttelten die Bauern nur den Kopf. 1866 sucht die Behörde herauszubekommen, wem denn Bartlmä eigentlich gehöre. Aber da ließ sich nichts feststellen. Die Gemeinschaft auf dem Jura hat sich immer zur Gemeinschaft Batlmä bekannt und die anfallenden Reparaturkosten immer zusammen getragen. Die Gemeinde Randeck hat oft ihren Jagdschilling dazugegeben. Heute ist beim Grundbuchamt die Pfarrkirchenstiftung Essing als Eigentümer eingetragen. Die Schlüsselgewalt liegt von je auf dem nächsten Hof, dem Deuflhof und seinen treuen und besorgten Leuten. Die letzte Gesamtrenovierung bis an das Turmkreuz hinauf war 1968 unter der Initiative von Hauptlehrer Fritz Angrüner. Sie wurde für die Pfarrei Essing zu einem seltenen glücklichen Beweis für die Gemeinschaft um Bartlmä. Einmal im Jahr ist in Bartlmä feierlicher Gottesdienst, am Bartlmä-Tag, den 24. August. Und den ganzen Mai läuten die zwei Glocken zur Maiandacht.
Der Kirchenraum ist von faszinierender Einfachheit und Kraft. Die zwei kleinen, schmalen Seitenaltäre sind alt und kompakt aufgemauert. Der Hauptaltar in der Apsis mit 2 gedrehten Säulen und drei Figurennischen ist schöner, starker Barock in blauen und rötlichen Marmortönen. Um den Schöpfer dieses schönen Altares wurde bisher gerätselt. Nach der Kirchenrechnung aber dürfte er klar sein: 1707: "Dem Bildschnitzer für einen neuen Altar: 12 Gulden 15 Kreuzer". "Fassung des Altars 23 Gulden."
"Der Bildschnitzer", wie er auch in den Essinger Rechnungen dieser Jahre heißt ist Ulrich Voraus, der 1707 noch in Altessing wohnte. Von Voraus ist auch die Hauptfigur des Altars, der große Bartholomäus, der seine Haut über dem Arm trägt. Voraus muß man auch den kleinen und unvergeßlich schlichten Bartholomäus mit dem Messer als Symbol am rechten Seitenaltar zuschreiben (der Altessing gehört), wie auch die Gottvater-Halbfigur mit wehendem Voraus-Mantel zwischen den Giebelschenkeln des Hauptaltars. Die zwei Seitenfiguren am Mittelaltar, Nikolaus und Ägidius, sind spätgotisch und eines langen Blickes wert.