Burg

in Pappenheim im Naturpark Altmühltal



Als Burg und Besitz der Marschälle von Pappenheim tritt Pappenheim erstmals in einem zwischen 1214 und 1219 verfassten Pappenheimschen Urbar auf. Urkundlich erwähnt wird der Ort als Sitz der Marschälle 1258. Die Geschlechtsreihe beginnt urkundlich schon im 12. Jahrhundert, wo Heinrich Haupt 1111 erstmals namentlich, 1123 als Marschall und 1138 als Heinricus de Pappenheim marescalcus erwähnt wird. Die Marschälle von Pappenheim gelangten bald zu großem Ansehen, besonders Heinrich Marschall, genannt Testa (= Haupt), der 1174-1184 Marschall bei Kaiser Friedrich I. war. Über die viel umstrittene Frage, ob der gleichzeitig genannte Marschall Heinrich von Calden und Heinrich von Pappenheim identisch seien, wo der Nachweis geführt wird, dass es sich sehr wahrscheinlich um zwei verschiedene Marschälle handelt. Pappenheim blieb bis heute der Stammsitz des Geschlechtes.
Frühe Nachrichten über eine Burg in Pappenheim fehlen. Von dem heute erhaltenen Bestand geht nach Ausweis der Bauformen der große Bergfried nicht weiter als in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück. Die Schlosskapelle wurde zwischen 1171 und 1182 durch Bischof Egilof von Eichstätt geweiht. Die Vorburg ist in ihrer befestigungstechnischen Ausgestaltung ein typischer Bau aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, bei dem schon Rücksicht auf die Wirkung von Feuerwaffen genommen werden musste. Über den Bestand der Burg in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gibt ein Teilungsvertrag aus dem Jahre 1373 Aufschluss: Wir zween Conradt unnd Haupt, diu marschalckh sollen haben unnd besitzen den theil der innern Vest zu Bappenheim, das hauß unnd gemach ob dem Thurn unnd dieselben seiten von dem thurn bis hinhinder, dazu das undter gewelb, die mühl, die hohen Lauben mit der steinkhammer unnd was unden und oben ist an derselben seitten, ob erdt und under erdt, biß an den weinkeller, außgenommen der Capell, der Troßkammer, der kuchen, der schmidten, der Pfystereien, des Thurns, der Vorpurg, der innern unnd der äußern thor und einfahrt und auch den prunnen, das alles ausgenommen ist. Ünnd es alles unns Heinmiteinander haben unnd nießen sollen, wir unnd unser Erben. So sollen unns Heinrichen und Wilhelmen werden und bleiben: der annder thail der Vest, das Hauß und gemach von dem Thurn biß an den Gibel, der da scheidet Cumpostkammer und den weinkeller ob erdt und under erdt, besucht unnd unbeesucht, unnd die Pfisterey, die soll gemain sein.
Aus dem frühen 15. Jahrhundert stammen die beiden Häuser der Vorburg, die noch erhalten sind. Die drei Rundtürme an der Nordwestseite sind die letzten fortifikatorischen Zutaten und wohl im späten 16. Jahrhundert entstanden. Am Ende des 16. Jahrhunderts werden in der Burg größere Restaurierungsmaßnahmen vorgenommen, so wird 1590 der große Saal repariert und 1609 der sogenannte Treuchtlinger Teil. Im Dreißigjährigen Kriege hatte die Burg viel zu leiden. Über die wechselnden Schicksale und kriegerischen Ereignisse gibt die Tafel über dem Zwingerzugang Aufschluss. 1679 stand kaum mehr der dritte Teil unter Dach, und das Schloss konnte vorerst nur notdürftig hergestellt werden. Den Zustand in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigt eine große Wandkarte von 1664 im neuen Schloss zu Pappenheim, die außer dem heutigen Bestand noch den eigentlichen, jetzt verschwundenen Wohnbau genau zeigt. Auf einem älteren Quadersockel, der aus der Frühzeit der Burg stammt und gleichzeitig mit dem Bergfried zu sein scheint, erhebt sich ein zweiflügeliger Bau mit der Hauptfront gegen die Stadt. Der Teil an der Nordwestseite kragt stark über die Mauer vor. An der Nordwestseite gegen den Steilabfall des Berges war der Schlosshof offen. Wie die Zeichnung auf der Karte erkennen lässt, belebten die Hofseite des Hauptschlosses umlaufende Fachwerkgalerien, wie überhaupt Fachwerk reichliche Verwendung bei den Wohnbauten des Schlosses fand. Schon im 18. Jahrhundert setzte ein starker Verfall der Burg ein. Im 19. Jahrhundert verschwanden fast alle Hochbauten der Hauptburg bis auf geringe Reste. Teilweise wurden diese Bauten absichtlich abgetragen, um dem romantischen Zeitideal entsprechend den Eindruck einer Ruine noch zu steigern.
Der von der Vorburg sich nach Südwesten hinziehende Berghals war, wie die Ansicht von 1664 erkennen lässt, durch Quergraben mit Pallisaden oder kleine Mauern, die bis zur Altmühl gingen, an zwei Stellen geschützt. Den Übergang zu der Höhe, die südwestlich den Talkessel, in dem Pappenheim liegt, abschließt, deckte ein Turm, der sogenannte Solaturm, ein mehrgeschossiger Torbau. Der Hang war an dieser Stelle durchstochen, und über den Graben führte eine Steinbrücke, die schon 1491 und noch 1687 erwähnt wird, mit zwei Bogen. Der Turm und die Brücke verschwanden wohl beim Bau des Bahnhofs.


Burg Pappenheim im Altmühltal


Die Burg liegt auf einem schmalen, aus Kalkfelsen bestehenden Bergrücken, welcher von Süden her in den Talkessel vorstößt, den die Altmühl in einer großen Schleife umfließt. Die natürliche Festigkeit des Platzes wurde noch dadurch erhöht, dass das linke Ufer der Altmühl aus Sumpfgelände bestand, das eine Annäherung an Burg und Stadt von drei Seiten überaus erschwerte. Es genügte daher, den schmalen Höhenrücken, der den Burgberg mit den südwestlichen Höhen verband, durch starke Befestigungen an seiner schmalsten Stelle abzuschnüren. Die Burg zerfällt in zwei Teile: Die Hauptburg, welche die Spitze des Höhenrückens einnimmt, und die Vorburg, welche durch tiefe Gräben von der Hauptburg und dem übrigen Teil der Bergzunge abgetrennt wird. Ein stark ausgestaltetes System von Zwingeranlagen verstärkte die Wehrhaftigkeit der Burg.
Die Hauptburg ist durch einen tiefen, in den Felsen gehauenen Halsgraben von der Vorburg getrennt. An Stelle einer Zugbrücke vermittelt heute eine gemauerte Steinbrücke den Zugang zum Burghof. Dieser Zugang führt weiter durch eine schmale, nach Nordosten verlaufende Zwingeranlage, welche der mächtige Bergfried deckt. Den Zwinger sperrt seit dem 17. Jahrhundert eine Mauer mit rundbogigem Portal, über dessen Scheitel eine Steintafel angebracht ist mit der Inschrift: A. 1631 Umb Martini ist Hauptmann Finck hieherokommen. A. 1632 Den 25. Marti ist Pappenheim von der Königlichen Schwedischen Arme Berennet Worden. A. 1632 Den 5. Juny ist Pappenheim zu Früh Zwischen drei und vier Uhr vom Obristen Duxel erstiegen, darauf das Schloss Beschossen aber den 14. diß Wieder verlassen worden. A. 1633 Den 9. Juny ist Pappenheim von dem Feld Marschall Horn eingenohmen und den 14. diß Hauptmann Finck samt Den seinigen Ausgezogen. A. 1635 Den 11. Februar ist Graff Philippß Nachdeme die Schwedischen wägen Mangel der Lebensmittel das Schloss verlassen mit seinem Volck Hierhero Kommen. Die Platte wurde 1856 erneuert.
Der Bergfried ist ein ca. 25 m hoher, viergeschossiger Quaderbau des 12. Jahrhunderts. Die Quadern zeigen durchweg Randschlag und Zangenlöcher. Im Obergeschoss springt die Mauer etwas zurück. Die rundbogige Einsteigöffnung befindet sich an der Nordseite des Turmes. Fensteröffnungen besitzt der Turm nicht.
Das innere Ende des Zwingerzugangs deckte ursprünglich an der Südostseite ein kleines, gleichzeitig mit dem Bergfried erbautes, quadratisches Türmchen, dessen Quadern ebenfalls Randschlag und Zangenlöcher aufweisen. Von dem Turm sind nur noch geringe Reste vorhanden.
An diesen Turm schließen sich die Reste der Burgkapelle an, von der eine in der Halbkuppel gewölbte Apsis erhalten ist. Die Mauern der Apsis sind ca. 2 m stark. Die Kapelle selbst lag im zweiten Stock. Weitere Schlüsse über die Gestalt der Kapelle lassen die erhaltenen Baureste nicht mehr zu. Die Kapelle ging anscheinend in der Form einer Torkapelle über den Zugang zum Burghof hinweg. Sie muss ziemlich geräumig gewesen sein, worauf die Menge des in ihr enthaltenen, jetzt in die Klosterkirche verbrachten Gestühls schließen lässt. Vom alten Palasbau sind an der Stadtseite die Außenmauern teilweise in der Höhe von ca. zwei Stockwerken erhalten. Sie bestehen aus regelmäßigem Quaderwerk und stammen noch aus dem 13. Jahrhundert. Ebenso ist auf der Westseite gegen den Graben ein Teil der alten Mauer erhalten. Die noch aufsteigenden Mauern im Innern der Burg stammen aus späterer Zeit, wahrscheinlich aus dem 16. oder 17. Jahrhundert.
Die Vorburg besitzt rechteckigen Grundriss wie die Hauptburg. Ein breiter, in den Felsen gebrochener Graben trennt sie von dem Vorgelände der Burg. Eine mächtige Schildmauer, die in der Mitte geknickt ist, wird flankiert von zwei Rundtürmen, deren Mauerwerk teilweise auf dem gewachsenen Stein aufsitzt oder auch durch starke Untermauerungen gestützt wird. Das Mauerwerk besteht aus unregelmäßigem Bruchstein. Die Rundtürme durchbrechen in zwei Geschossen Schießscharten für Geschütze, die wahrscheinlich erst während der Belagerung im Dreißigjährigen Krieg eingebrochen wurden. Außerdem waren im Wehrganggeschoss der Umfassungsmauern der Vorburg eigenartige Kugelscharten angebracht, von denen noch einige erhalten sind. Diese originellen Scharten bestehen aus einer dicken Eichenholzkugel, die in einer derben, in die Mauer eingebetteten Holzdiehle eingelassen ist. Die Kugel durchbricht eine Öffnung, durch welche der Lauf des Gewehrs oder der Wallbüchse gesteckt wurde und so sicher und geschützt nach allen Seiten zum Zielen bewegt werden konnte. Ähnliche Schießscharten befinden sich auch auf der Harburg und im Laufertor in Nürnberg.
Auf dem Terrain der Vorburg sind zwei Hausbauten erhalten, die schon 1444 erwähnt werden. Das südwestlich gelegene Haus hat quadratischen Grundriss und ist zweigeschossig. Das Erdgeschoss, zu dem in der Westseite eine Spitzbogentüre führt, ist in der Tonne gewölbt. Den Giebel beleben Spitzbogenblenden und fialenartige Aufsätze in Art eines Treppengiebels. Aufzugluken durchbrechen die Giebelwand. Das zweite Haus ist dreigeschossig. Auch hier ist der Giebel durch Spitzbogenfriese und Wandlisenen auf der Giebelseite belebt. Die dreiteiligen Fenster mit Hausteinrahmen sind teilweise modern erneuert. Das Innere ist durch neuere Umbauten für Festaalzwecke seines alten Charakters beraubt. Beide Hausbauten des Vorwerkes bestehen aus Bruchsteinmauerwerk, die Giebel sind in Backstein aufgeführt.
Die Burg umgibt ein System von Zwingermauern, die das Herankommen noch besonders erschweren sollten. Die Mauern gehen von der Nordostseite der Vorburg aus und legen sich in vielfach gebrochenen Linien, dem Terrain sich anpassend, etwas unter dem Absturz des eigentlichen Burgplateaus um den Berg. Zwei mächtige Rundtürme des 16. Jahrhunderts verstärkten die nordöstliche Stirnwand dieser Anlage und deckten zugleich den Aufgang von der Stadt, der zwischen hohen Mauern am Kapellenbau entlang zum Torzwinger der Hauptburg führte. Die Rundtürme sind zweigeschossig mit Kegeldächern. Sie dienen heute zu Wohnzwecken und sind durch Fensterdurchbrüche und innere Umbauten verändert. Ursprünglich hatten sie Schlüsselscharten und kleine Rechteckscharten. Eine zweite, äußere Zwingeranlage läuft von diesen Türmen, den Berg hinabsteigend, in einer Spitze aus, die durch einen Rundturm mit Kegeldach abgeschlossen wird. Auch dieser Turm, der sogenannte Affenstein (= auf dem Stein), hat durch Anpassen an Wohnzwecke viel von seinem alten Aussehen eingebüßt. Eine Zwingermauer an der Südostseite der Vorburg umzieht eine hier entstandene Geländeterrasse.


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ab 1.10. von 10.00 - 17.00 Uhr
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